
Einleitung
Ich möchte meine ersten Erfahrungen mit der Anwendung von N-Chlortaurin (NCT) als Inhalation und Nasenspray teilen. Als 58-jährige Patientin mit dem Kartagener-Syndrom (Primäre Ciliäre Dyskinesie mit Situs inversus totalis) bin ich ständig auf der Suche nach möglichen Ergänzungen oder Alternativen zu Antibiotikabehandlungen. Mein Erfahrungsbericht soll anderen Betroffenen und Interessierten Einblicke geben.
Meine Ausgangssituation und Motivation
Die Primäre Ciliäre Dyskinesie (PCD) ist eine seltene, genetisch bedingte Zilienfunktionsstörung, die vor allem den HNO-Bereich, die Bronchien und die Lunge betrifft, einschließlich Bronchiektasen. Aufgrund der Fehlkonstruktion der Mikrostruktur der Flimmerhärchen findet in den Atemwegen keine Selbstreinigung statt. Dies führt bereits ab dem ersten Lebenstag zu chronischen Infekten und einer Dauerbesiedelung mit Keimen wie Staphylococcus aureus und Pseudomonas aeruginosa.
Da ich nach einer Ergänzung bzw. Alternative zu meinen wochen- und monatelangen Antibiotikabehandlungen, intravenös, aber auch in Tablettenform und/oder inhalativ, suchte, fielen mir positive Erfahrungsberichte zu einem Medizinprodukt „Plasma Liquid Nasenspray“ auf. Meine HNO-Ärztin befürwortete einen Therapieversuch. Weitersuchend stieß ich bei meiner Recherche in diversen CF-Facebook-Gruppen und Internetseiten auf den Artikel von Kai-Roland Heidenreich (DCFH – Deutsche CF-Hilfe) über gute Erfahrungen mit NCT. Neugierig geworden nahm ich Kontakt auf und konnte durch Vermittlung meiner Ambulanz das NCT testen.
Erfahrungen mit NCT: Anwendung und Wirkung
Im Dezember 2024 begann ich mit der Behandlung eines akuten Infekts der Siebbeinzellen (das sind kleine, normalerweise luftgefüllte Höhlen im Siebbein) und Nebenhöhlen. Hierfür verwendete ich eine wässrige Lösung mit den empfohlenen 1% NCT:
- Inhalation: über den Pari Sinus und den Pari LC Sprint Vernebler für die unteren Atemwege (4x täglich je 4 ml).
- Nasenspray: Ergänzt durch eine spezielle Lagerung (z. B. Kopf-Seitneigung und überstreckter Kopf, ich nenne das gerne „Rollkur“), um das Mittel gezielt in die Siebbeinzellen zu leiten.
Gleichzeitig setzte ich die zuvor laufenden Therapien (Colistin-Inhalationen sowie orale Antibiose mit Cotrimoxazol) ab.
Die ersten Wochen waren herausfordernd: Ich hatte weiterhin Infektsymptome, Fieber und eitriges Sekret. Es gab Momente, in denen ich kurz davor war, die Antibiose wieder anzusetzen. Doch ich hielt durch und setzte die Behandlung mit NCT konsequent fort.
Ende Dezember erlitt ich einen Virusinfekt mit hohem Fieber (39,5 °C), der nach einer Woche abklang. Mitte Januar kam es zu einem erneuten Infekt mit ähnlicher Symptomatik. Dennoch bemerkte ich in der dritten Januarwoche eine deutliche Besserung: Die bakterielle Infektion der Nebenhöhlen war verschwunden, kein eitriges Sekret mehr. In der Sputumprobe von Mitte Januar war nur noch „vereinzelt“ Staphylococcus aureus nachweisbar. Auch die Infektgefühle verschwanden vollständig.
Seit zwei Tagen (Hinweis der Redaktion: Stand 28.01.2025) habe ich die Anwendung pausiert, um die weitere Entwicklung zu beobachten.
Nebenwirkungen und persönliche Einschätzung
Als Nebenwirkung trat lediglich eine leichte Reizung der Haut an den Nasenflügeln und am Naseneingang auf, die ich mit Nasensalbe gut behandeln konnte. In der Lunge bemerkte ich keinerlei Reizung oder verstärkte Obstruktion, obwohl ich an einem hyperreagiblen Bronchialsystem leide. Die Therapie war insgesamt gut verträglich.
Ich möchte betonen, dass kalte Winterluft und geringe Staubbelastung meiner Atemwegsproblematik zugutekommen. Spannend wird es, wie sich die Behandlung im Frühjahr bewährt, wenn Pollen und Staub die Atemwege zusätzlich belasten.
Appell an Forschung und Politik
NCT ist, so ist es immer wieder zu lesen, ein vielversprechendes Antiseptikum mit milden Eigenschaften, das eine ergänzende oder alternative Option zu Antibiotika darstellen könnte. Leider fehlt es an Studien, industrieller Lobbyarbeit und finanziellen Mitteln, um eine Zulassung als Medizinprodukt oder Medikament zu erreichen. Dies verhindert, dass ein solch wirksames Mittel breiter verfügbar wird.
Angesichts der wachsenden Antibiotikaresistenz ist es dringend notwendig, alternative Therapieansätze zu fördern. Ich hoffe, dass zukünftige Studien und Investitionen seitens der Pharmaindustrie diese Option weiter voranbringen. Als Betroffene bin ich äußerst dankbar, noch auf Reserveantibiotika zurückgreifen zu können. Doch viele Patienten weltweit stehen vor dramatischen Situationen mit multiresistenten Keimen, die auf keine Antibiotika mehr ansprechen.
Ich rufe dazu auf, die Forschung zu NCT zu unterstützen, Studien zu initiieren und das Bewusstsein für alternative Therapieansätze zu schärfen.
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