
Aktualisiert: 01.11.2022
Die gesundheitliche Biographie eines Menschen mit CF kann mit einer einzigen Grippeerkrankung enden. Zumindest aber sind zusätzliche dauerhafte Schäden an der Lunge zu erwarten. Muss so ein Mensch also eine echte Grippe (Influenza) ohne Impfschutz durchmachen, kann man sich fragen, warum einer der wichtigsten Ratschläge nicht befolgt wurde, dem man ihm geben konnte – sehen wir uns das einmal genauer an.
Beachte auch diese Leseempfehlung: RKI-Empfehlungen zum Grippeschutz |
Aus dem Inhalt
Warum sind Grippeimpfungen für Menschen mit CF so wichtig?
Ab wann kann mein Kind geimpft werden?
Sollten Familienangehörige/Haushaltsmitglieder auch geimpft werden?
Wie wird die Impfung durchgeführt?
Wie hoch ist die Häufigkeit und Dosierung der Impfung?
Was befindet sich in der Spritze?
Was bewirkt die Impfung?
In welchem Zeitraum eines Jahres sollte gegen Grippe geimpft werden?
Wie lang dauert es, bis der Impfschutz aufgebaut ist?
Mit welchen Nebenwirkungen ist zu rechnen?
Sollte nur der CF-Patient geimpft werden, oder auch seine Familienangehörigen und nahe Freunde?
Was kostet uns das?
Was tun bei Angst vor Spritzen (Spritzenphobie)
Gibt es für die aktuelle Saison eine Übersicht der in Deutschland verwendeten Impfstoffe?
Was müssen Menschen vor oder nach einer Organtransplantation beachten?
Warum sind Grippeimpfungen für Menschen mit CF so wichtig?
Besonders für Menschen mit CF ist die jährliche Impfung gegen Grippe nach allen vorliegenden Informationen dringend zu befürworten.
Denn sie zeigen nach einer durchmachten Grippe zum Teil dramatische Veränderungen in der Manifestation der Lungenerkrankung von einem zunächst sehr ruhigen Verlauf hin zu einer plötzlichen Häufung von pulmonalen Exazerbationen (ECORN-CF-Expertenrat-Auskunft vom 15.09.2018) – Leider können viele CF-Ärzte gar von Todesfällen im Zusammenhang mit solchen Influenzainfektionen berichten.
Ab wann kann mein Kind geimpft werden?
Ab dem Alter von 6 Monaten.
Sollten Familienangehörige/Haushaltsmitglieder auch geimpft werden?
Ja, der Herdenschutz fängt in der engsten Umgebung an. Sprechen Sie schon bei der Terminabstimmung die Frage an, ob gleichzeitig die anderen Familienangehörigen bzw. Haushaltsmitglieder geimpft werden können.
Wie wird die Impfung durchgeführt?
Ein kurzer Pieks meistens in den Schulterbereich. Einige Zeit waren nasale Impfsprays verfügbar – von denen wurde aus bestimmten Gründen zunächst einmal wieder Abstand genommen
Wie hoch ist die Häufigkeit und Dosierung der Impfung?
Die Impfdosis wird bei einem Termin verabreicht. Bei Kleinkindern bis 3 Jahren wird zunächst die Hälfte gegeben, und dann nach einem Monat die zweite Hälfte. Es gibt aber auch andere denkbare Verfahrensweisen, bitte besprechen Sie dies mit Ihrer CF-Ambulanz oder der kinderärztlichen Praxis.
Was befindet sich in der Spritze?
Ab September 2018 sind für diese Saison ausschließlich tetravalente (auch quadrivalente) Impfstoffe verfügbar. Tetravalent heißt vierwertig und meint in diesem Zusammenhang, dass der Impfstoff gegen vier verschiedene Grippeviren wirkt. Es handelt sich um jeweils zwei Bestandteile von Influenza Typ A- bzw. TypB-Stämmen.
Was bewirkt die Impfung?
Wie bei jeder anderen Impfung wird das Immunsystem des Geimpften auf Bestandteile „aufmerksam“ und bildet Antikörper, um diese wieder aus dem Organismus entfernen zu können. Dieser Schutz reagiert für einige Zeit auf Grippeviren, die die gleichen Bestandteile enthalten.
In welchem Zeitraum eines Jahres sollte gegen Grippe geimpft werden?
Vorzugsweise sollte im Oktober oder November jedes Jahrs gegen Grippe geimpft werden. Ist man aus irgendwelchen Gründen später dran, mag eine Impfung auch im Januar noch sinnvoll sein – dennoch: je früher desto besser.
Wie lang dauert es, bis der Impfschutz aufgebaut ist?
Nach 10-14 Tagen hat der Körper einen Impfschutz aufgebaut.
Mit welchen Nebenwirkungen ist zu rechnen?
An der Impfstelle kann es zu Rötungen und Schmerzen kommen, das betrifft bis zu einer Hälfte der „Impflinge“. Über Symptome wie erhöhte Temperatur, Muskelschmerzen oder ein leichtes Unwohlsein berichten bis zu 10 Prozent der Geimpften. Da die Impfung in der Husten- und Schnupfenzeit passiert, kann es passieren, dass man ausgerechnet nach der Impfung genau eine solche banale Infektion bekommt. Leider schließen einige Menschen daraus, die Impfung würde ihnen schaden und kommunizieren das fleißig weiter – only bad news are good news. Wer würde schon davon berichten, dass er keine Probleme mit der Impfung hatte?
Sollte nur der CF-Patient geimpft werden, oder auch seine Familienangehörigen und nahe Freunde?
Eigentlich verfolgt die WHO mittlerweile das Ziel, alle Menschen mit einem Impfschutz gegen Influenza auszustatten.
Obwohl für einen Menschen mit CF bei Impfungen der Selbstschutz im Vordergrund steht, ist der Herdenschutz im Allgemeinen der viel wichtigere Aspekt. Da der Impfschutz nur relativ ist, d.h. ein Mensch kann auch geimpft eine Grippe bekommen (auch eine von den vier Grippetypen, gegen die geimpft wurde) – nur ist es wesentlich unwahrscheinlicher! Ist nun seine Umgebung auch geimpft, hat es ein Grippevirus wirklich schwer, den CF-Patienten zu gefährden.
Was kostet uns das?
Seit vielen Jahren kostenlos für Angehörige von Risikogruppen. Lt. G-BA-Mitteilung vom 05.04.2018 bieten seit der Grippesaison 2018/2019 zahlreiche Krankenkassen Grippeschutzimpfungen auch für Versicherte, die nicht zu den Risikogruppen zählen, als freiwillige Satzungsleistung an. Im Zweifelsfalle den Hausarzt oder Kinderarzt befragen. Damit wird dem WHO-Konzept des Herdenschutzes auch hierzulande Rechnung getragen.
Was tun bei Angst vor Spritzen (Spritzenphobie)
Für Kinder und Jugendliche von 24 Monaten bis 18 Jahren gibt es einen Impfstoff, der über die Nase gegeben wird: https://www.patienteninfo-service.de/a-z-liste/f/fluenzR-tetra-nasenspray-suspension/
Gibt es für die aktuelle Saison (2022/2023) eine Übersicht der in Deutschland verwendeten Impfstoffe?
Das Paul-Ehrlich-Institut listet hier die entsprechenden Informationen.
Was müssen Menschen vor oder nach einer Organtransplantation beachten?
Vor einer Organtransplantation ist die Durchführung einer großen Zahl von Impfungen oder ggf. die Überprüfung entsprechender Antikörpertiter Pflicht. Dies alles sollte allerdings bis 3 Monate vor der Transplantation abgeschlossen sein!
Nach einer Organtransplantation ist der Einsatz von Lebendimpfstoffen mit erhöhten Risiken verbunden – dies würde derzeit ausschließlich auf den nasal applizierten Impfstoff zutreffen. Eine Absprache mit der Transplantationsambulanz ist dennoch in jedem Fall sinnvoll.
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