Was inhalative Antibiotika viel besser können

Ein Bild sagt manchmal viel mehr aus als viele Worte:

Links sieht man ein systemisch gegebenes Medikament (konkret per IV, könnte jedoch auch oral, also in Tablettenform sein), rechts das gleiche Medikament inhalativ. Man sieht deutlich, dass im linken Fall die Konzentration des Medikaments in der Lunge erwartungsgemäß kleiner ist als im Serum. Der grün schraffierte Balken ist bereits knapp unter der toxischen Linie von hier 35µg/ml im Blut.

Rechts zeigt sich ein ganz anderes Bild: während das Medikament in der Lunge in einem sehr hohen Maße verfügbar ist (der große blaue Balken), ist die Serumkonzentration so niedrig, dass man die inhalative Dosis eigentlich noch viel höher wählen könnte. Allerdings wäre das kaum mehr nötig bzw. aus anderen Gründen nicht sinnvoll.

Auch die schönste Geschichte hat einen Haken: je mehr schleimverlegte oder zusammengeklappte Bereiche es in der Lunge gibt, in denen aktuell gar kein Gasaustausch stattfindet, umso schlechter sind dort die Verhältnisse. Außerdem spielen viele andere Faktoren eine große Rolle, ganz wesentlich zum Beispiel sind folgende Punkte:

  • Qualität der Physiotherapie (Brustkorbbeweglichkeit, etc.)
  • Bronchialerweiterer (…tropium, Salbutamol, Formoterol, Salmeterol…)
  • „bronchiale Toilette“ VOR der Wirkstoff-Inhalation
  • tiefes Ausatmen vor jedem! Atemzug mit dem Wirkstoff
  • tiefes (maximales) Einatmen des Wirkstoffs
  • 5-10 Sekunden Luft dann in genau dieser Stellung anhalten, damit der Wirkstoff sich absetzen kann
  • dann erst Ausatmen
  • die Partikelfeinheit des inhalativen Medikaments sollte zwischen 3 und 5µm liegen

Ist die verfügbare Vitalkapazität – wenn auch nur vorübergehend – sehr schlecht, so müsste man eigentlich kombiniert vorgehen, um möglichst überall in der Lunge ein bakterienfeindliches Klima zu erzeugen.  Schließlich ist jede Antibiose von entschiedenem Vorgehen gekennzeichnet. Alle anderen Vorgangsweisen (z.B. niedrige Wirkstoffkonzentrationen) fördern  die Resistenzbildung.

Es gibt allerdings auch limitierende Faktoren. Viele Antibiotika sind inhalativ noch nicht erhältlich. Zudem: je schlechter die Lungenfunktion ist, umso schlechter wird das obengenannte Verhältnis. Umgekehrt: je besser die Belüftung noch ist, umso besser kann ein Inhalativum seine Möglichkeiten ausspielen. Das gilt ebenso  für Entzündungshemmer wie Fluticason etc. – für alle verfügbaren Mittel, die auf die Lunge wirken sollen.

Quelle: https://medonline.at/download/gft16/gft16do/04_Flick.pdf

 

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*