Genotyp und Phänotyp bei CF

Je mehr man weiß, desto mehr weiß man, was man nicht weiß.
Manfred Hinrich (1926 – 2015)

Zwischen der genetischen Variante der Mukoviszidose, dem Genotyp, und der Ausprägung von Krankheitszeichen (Krankheitsphänomenen, Phänotyp) besteht leider ein sehr unklares Verhältnis.

Es gibt Mutationskombinationen, aus denen man relativ sicher ableiten kann, ob die Bauchspeicheldrüse Enzyme in den Zwölffingerdarm

  • absondern kann (Pankreassuffizienz („PS“)),
  • oder nicht (Pankreasinsuffizienz („PI“)).

Mehr Beispiele finden sich eigentlich nicht, bei denen von der genetischen Variante auf den Krankheitsverlauf für den Menschen mit CF zu schließen wäre.

Selbst die Dosierung von Verdauungsenzymen lässt sich dann noch nicht bestimmen, hängt diese zum Beispiel ab von der Auskleidung des Darms mit zähem Schleim oder von der Bicarbonat-Ausschüttung zur Neutralisierung der Magensäure im Zwölffingerdarm, die bei CF auch ganz unterschiedlich gestört sein kann, sodass es dort dann so sauer ist, dass die säurestabilen Pellets in den Kapseln viel zu spät (unphysiologisch) gar erst im Dickdarm aktiviert werden.

Das Interessante ist, dass man offensichtlich noch viel zu wenig versteht, über welche Mechanismen die verschiedenen Genotypen den Krankheitsverlauf beeinflussen. Hinzu kommt, dass bereits wenige sogenannte modifizierende Gene an ganz anderen Stellen der DNA-Erbstruktur ermittelt wurden, die offensichtlich die Krankheitsausprägung stark beeinflussen, WENN die Grundvoraussetzung eines CFTR-Gendefekts vorliegt.

Konkret lässt sich aus der Genetik eines bestimmten Menschen mit CF zum Beispiel über folgende CF-spezifischen Themen nicht viel sagen:

  • Verlauf der Lungenerkrankung im Allgemeinen
  • Schleimmenge und -konsistenz
  • Zeitpunkt der ersten Lungen-Besiedlung mit krankmachenden Keimen
  • Begünstigung der Entstehung eines Pseudomonas-Biofilms in der Lunge (mukoides Stadium)
  • Kommt es zum bei Geburt zum Mekoniumileus, falls eine Pankreasinsuffizienz vorliegt
  • Leberzirrhose
  • Diabetes
  • Reaktion auf Medikamente

Aber auch ein hoch (also krankhaft = pathologisch) ausfallender Schweißtest sagt nicht zwingend einen schweren Krankheitsverlauf voraus. Und das, obwohl der Schweißtest immer noch der Goldstandard zur Diagnostik der Mukoviszidose ist.

Diese Thematik ist ein weiteres Beispiel dafür, dass wir mit jeder Anhäufung von Wissen noch mehr über unser Unwissen erfahren.

Je mehr man weiß,…

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